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Erfahrungsbericht von Vanessa

Nach einer Fehlgeburt wurde ich wieder schwanger und brachte im Januar 2019 meine Tochter zur Welt. Die Schwangerschaft war sehr gut und ich habe diese Zeit in meinem Leben sehr geniessen können. Die Geburt am Termin verlief ebenfalls gut. Mein Aufenthalt auf der Wochenbettstation war dann jedoch bereits sehr anstrengend, es gab zu viele Besuche und das Stillen mochte auch nicht recht klappen. Ich spürte in diesen ersten Tagen meiner Mutterschaft bereits, dass es mir nicht gut ging, aber ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass ich einen schrecklichen Abstieg in die Hölle erleben würde.

«Ich hatte gerade das Leben geschenkt, aber ich selbst hatte keine Lust mehr zu leben und zu lächeln.»

Als wir zu Hause waren, lebten wir im Rhythmus unserer Tochter. Ich pumpte Milch ab, ich stillte, ich war müde. Ich weinte viel, ich vermisste mein früheres Leben, ich hatte keine Freude mehr und ich wollte, dass meine Tochter einfach wieder verschwindet. Ich traute mich nicht mehr aus dem Haus, ich fühlte mich als Versagerin und hatte das Gefühl, eine schlechte Mutter zu sein. Ich litt an einer schweren postpartalen Depression. Mein Abstieg in die Hölle ging weiter. Ich erkannte meine Tochter nicht mehr, ich erkannte mich selbst nicht mehr, ich hatte das Gefühl, dem Wahnsinn zu verfallen. Gerade hatte ich doch das Leben geschenkt, aber ich selbst hatte keine Lust mehr zu leben.

«Umgeben, unterstützt, begleitet, aber angesichts dieses Tsunamis, schrecklich allein.»

Ich erhielt damals zwar sehr viel Unterstützung von meinem Umfeld, vor allem von meinem Lebensgefährten und meinen Eltern, aber ich hatte mich auch noch nie gleichzeitig so allein gefühlt. Allein mit dieser Katastrophe. Ich fand nicht sofort die richtige ambulante Fachhilfe, sodass ich mich schließlich entschied, mit meiner Tochter auf eine Mutter-Kind-Station zu gehen. In diesem «Kokon» konnte ich mich dann endlich wieder aufrappeln, Vertrauen in mich und in uns fassen und aus diesem grossen schwarzen Loch herauskommen. Endlich, nach fünf Monaten des Leidens, sah ich einen kleinen Hoffnungsschimmer: Es ging mir wieder etwas besser, wir konnten endlich glücklich sein!

«Nach dem Sturm kommt die Sonne stärker, schöner und so viel heller zurück»

Heute geht es mir sehr gut, ich bin eine erfüllte und glückliche Mutter. Ich habe mich lange Zeit schuldig gefühlt, dass ich nach der Geburt meiner Tochter damals so denken konnte, und ich war wütend auf die ganze Welt. Ich werde nie vergessen, wie ich meine Tochter kennengelernt habe, das war weit von dem entfernt, was ich mir vorgestellt hatte. Aber im Nachhinein habe ich aus dieser Prüfung auch sehr positive Dinge für mich ziehen können und ich ging viel stärker aus ihr hervor als hinein. Die Mutterschaft hat mich verändert und durch die Geburt meiner Tochter konnte ich selbst wiedergeboren werden.

Ich hoffe, dass mein Bericht anderen Betroffenen helfen kann, denen es ähnlich geht. Ich rate Ihnen, kommen Sie aus dem Schweigen, trauen Sie sich darüber zu sprechen, was Sie denken und fühlen! Sie sind nicht allein, es ist sehr schmerzhaft, aber mit der richtigen Hilfe, kommt man da auch wieder heraus.

Und vergessen Sie nie, dass nach dem Sturm immer die Sonne wiederkommt, stärker, schöner und viel heller 😊.