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Häufige Fragen / FAQ

Hier haben wir Antworten zu den häufigsten Fragen zusammengetragen, die sich Betroffene im Zusammenhang mit einer Postpartalen Depression stellen. Wenn Sie eine Frage haben, die wir hier noch nicht beantwortet haben, dürfen Sie sich gern per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! bei uns melden.

Wie lange dauert die PPD?

Die Dauer der Erkrankung beträgt in der Regel mehrere Monate. Die Postpartale Depression kann in Einzelfällen aber auch länger als ein Jahr andauern (vgl. Riecher-Rössler 2006, S. 15). Papousek stellt hinsichtlich dessen fest, dass bei 50 Prozent der Betroffenen die Symptome nach vier bis zwölf Wochen abklingen, bei 25 Prozent nach drei bis sechs Monaten und bei 25 Prozent nach sechs Monaten oder mehr (vgl. Papousek 2002, S. 203).

Sind Medikamente wirklich nötig?

Nicht in jedem Fall. Zwingend nötig sind sie, wenn Selbstmordabsichten oder eine Psychose vorliegen oder wenn andere Behandlungsmethoden keine Besserung brachten. Aber auch in anderen Fällen sind sie zumindest hilfreich: Sie können die Heilung beschleunigen und die Symptome so weit abschwächen, dass die depressive Frau überhaupt erst aufnahmefähig wird für eine Psychotherapie.

Schadet die PPD meinem Kind?

Viele depressive Mütter machen sich Sorgen, dass sie mit ihrer Krankheit ihrem Kind Schaden zufügen könnten – insbesondere wenn sie ohnehin unter Ängsten leiden oder ihm gegenüber keine Liebe empfinden. Für depressive Mütter ist es tatsächlich oft schwierig, angemessen auf ihr Kind zu reagieren. Das allein reicht in der Regel aber nicht aus, um ein Kind in seiner Entwicklung zu schädigen. Wichtig ist, dass andere engagierte Bezugspersonen diesen Mangel überbrücken: der Vater, Grosseltern, Nachbarn oder professionelle Betreuungspersonen.

Hat die PPD einen Sinn?

Das ist eine sehr persönliche Frage, die auch nur persönlich beantwortet werden kann. Viele Frauen können der Krise im Nachhinein etwas abgewinnen. Sie haben sich beispielsweise selbst besser kennen gelernt und verfügen über neue Strategien, den Alltag besser zu bewältigen. Andere können in dieser schrecklichen Erfahrung nichts Positives sehen.

Grundsätzlich sollte man die Sinnfrage beiseite stellen, so lange man noch in der Krise steckt – da ist die Chance gering, etwas Gutes darin zu sehen. Man sollte erst Bilanz ziehen, wenn es einem wieder besser geht.

Kann ich trotz PPD ein weiteres Kind bekommen?

Ja. Wichtig ist, dass die auslösenden Ursachen (z.B. Paarprobleme) so weit wie möglich behoben sind und die Depression abgeklungen ist. Besprechen Sie Ihren Kinderwunsch und die damit verbundenen Sorgen mit Ihrer Therapeutin. Ausserdem sollten Sie während der neuen Schwangerschaft sämtliche Fachpersonen (Gynäkologin, Hebamme, Geburtsklinik usw.) darüber informieren, dass Sie bereits an einer PPD gelitten haben. Ausserdem sollten Sie sich in der Schwangerschaft und nach der Geburt von einer auf PPD spezialisierten Psychologin oder Psychiaterin therapeutisch begleiten lassen. Eine Psychiaterin kann Sie auch in der Frage beraten, ob es sinnvoll ist, vorbeugend Antidepressiva einzunehmen.

Wie hoch ist das Rückfallrisiko?

Das Rückfallrisiko ist hoch, insbesondere bei einer weiteren Geburt, aber nicht nur. Eine Studie stellte eine Rückfallrate von 80% auch bei Frauen fest, die nach einer PPD keine weiteren Kinder hatten. Allerdings scheint das Risiko, an einer Depression zu erkranken, für Mütter kleiner Kinder allgemein erhöht zu sein, insbesondere wenn eine Veranlagung zu Depressionen vorhanden ist.

Heisst es postNATAL oder postPARTAL?

Der Begriff „Postnatale Depression“ ist geläufiger als „Postpartale Depression“. Postnatal bedeutet „nach der Geburt“ (also das Kind betreffend), postpartal „nach dem Gebären“ (die Mutter betreffend). Der medizinisch korrekte Ausdruck ist demnach „Postpartale Depression“. Der Begriff „Postnatale Depression“ ist aber viel weiter verbreitet – so weit, dass auch Ärztinnen untereinander teilweise von „Postnataler Depression“ sprechen. Offiziell nennen wir uns neu seit Mai 2020 Verein Postpartale Depression Schweiz, wir verwenden aber weiterhin beide Begriffe in unserer Kommunikation, denn es ist uns besonders wichtig, dass uns Betroffene weiter finden.

Siehe auch News: "PostNATAL oder postPARTAL?"

Ist PPD ein kulturelles Phänomen?

Postpartale Depression gibt es überall. Häufigkeit und Symptome sind aber von Kultur zu Kultur verschieden. Die Häufigkeit scheint in Südamerika am grössten zu sein, gefolgt von Europa und Nordamerika; am niedrigsten scheint sie in Asien zu sein. Besonders gefährdet sind Mütter, die vor kurzem aus einem anderen Kulturkreis in ein westliches Industrieland eingewandert sind, vermutlich weil ihnen die gesellschaftlichen Wurzeln fehlen und sie durch die kulturelle Anpassung bereits unter Stress stehen.

In Gesellschaften mit traditionelleren Lebensformen gibt es Bräuche und Rituale, um eine frischgebackene Mutter zu entlasten und zu verwöhnen. Das mindert zumindest die körperliche und emotionale Erschöpfung, es kann aber von der Mutter auch als Einschränkung und Störung empfunden werden.

PPD – eine atypische Depression?

Früher wurde die Postpartale Depression manchmal als atypische Depression bezeichnet. Man ging davon aus, dass sich eine PPD durch erhöhte Ängstlichkeit und Gereiztheit und geringere depressive Verstimmung von anderen Depressionen unterscheidet. Inzwischen weiss man, dass sich die Symptome nicht von anderen Depressionen unterscheiden – nur die Inhalte. Beispielsweise richten sich Zwangsgedanken vorwiegend gegen das Kind.

Die Postpartale Depression unterscheidet sich auch in ihren Auswirkungen. Erkrankt die Mutter eines Babys und wird die PPD nicht erkannt oder die betroffene Mutter nicht richtig behandelt, so hat dies negative Auswirkungen auf die gesamte Familie, den Partner, die älteren Geschwister und die Grosseltern.

Relativ neu ist die Erkenntnis, dass nach einer Geburt auch gehäuft Angst- oder Zwangsstörungen auftreten können – ohne Depression. Da sich die Symptome dieser drei Krankheiten überlagern können, ist es manchmal schwierig, sie voneinander abzugrenzen. Auch Erschöpfungssymptome sind schwer von den Symptomen der Postpartalen Depression abzugrenzen. Eine PPD kann auch mit einer Erschöpfungsdepression gemischt auftreten.

In welchem Zeitraum nach der Geburt kann PPD auftreten?

Der Begriff postnatal oder postpartal bezieht sich streng genommen auf die Wochenbettzeit, d.h. die ersten vier bis sechs Wochen nach der Geburt. Oft tritt eine Depression aber erst Monate später auf. In der Fachliteratur wurde deshalb der Zeitraum für den Auftritt einer PPD auf ein halbes bzw. ein ganzes Jahr nach der Geburt ausgedehnt. Allerdings greift auch das zu kurz, denn eine Depression kann sich auch später noch einstellen. Anfällig scheint die ganze Phase der frühen Mutterschaft zu sein, d.h. vom Beginn der Schwangerschaft bis zum Kindergarteneintritt des Kindes. In dieser Phase ist in unserer Gesellschaft das Paar und insbesondere die Mutter im Umgang mit dem Kind auf sich allein gestellt und muss sich oft an eine völlig neue Rolle anpassen.

Bekommt man die PPD immer beim ersten Kind?

Nein. Die PPD kann nach jeder Geburt erstmals auftreten. Vorhergehende Geburten ohne postpartale Erkrankung sind keine Garantie dafür, dass keine PPD auftritt.

Trifft die PPD nur ungewollt Schwangere oder Frauen in sonstigen schwierigen Situationen?

Nein. Es trifft auch Frauen mit Wunschkind und idealen äusseren Umständen. Für sie ist es oft besonders schwierig, die Krankheit zu akzeptieren, weil sie sich schuldig fühlen und sich dafür schämen, „grundlos“ unglücklich zu sein. Grundsätzlich kann eine PPD jede Frau treffen.

Ist die PPD eine Erfindung unserer Zeit?

Die Postpartale Depression ist keine Neuerscheinung unserer Zeit. Schon Hippokrates beschrieb etwa 460 v.Chr. die Symptome. Aufmerksamkeit erhielt sie in Fachkreisen 1858, als der französische Arzt Louis Victor Marcé die Krankheit ausführlich beschrieb. Nach ihm ist auch die 1980 gegründete Marcé Gesellschaft benannt. Leider wurde die Postpartale Depression bald wieder aus den Lehrbüchern verbannt, weil sie gleichgesetzt wurde mit anderen psychischen Erkrankungen, die in einem beliebigen Lebensabschnitt auftreten. Im englischsprachigen Raum fand sie ab den 1950er Jahren erneute Beachtung der Fachleute und wurde ab Mitte der 1960er Jahre systematisch erforscht. Der deutschsprachige Raum zeigte erst ab den 1980er Jahren ein gewisses Interesse am Thema. Inzwischen ist die Postpartale Depression zumindest den Spezialisten gut bekannt, im öffentlichen Bewusstsein dagegen ist sie nach wie vor wenig präsent. Das erstaunt umso mehr, als die Postpartale Depression die häufigste Erkrankung im Wochenbett ist.