Tina Gut
Verantwortliche Deutschschweiz
Jahrgang
1986
Familiensituation
verheiratet
Kinder
zwei Kinder mit Jahrgang 2017 und 2020
Beruf / aktuelle Tätigkeit
neben meiner Arbeit bei Postpartale Depression Schweiz, engagiere ich mich in einer Ludothek sowie in einem Chinderkafi
Hobbies
Entspannen, Lesen, Bilderbücher, Podcast, Fernweh, Kreativsein
Erste PPD setzte ein
circa 8 Monate nach der Geburt unseres zweiten Kindes
PPD dauerte ca.
zweieinhalb Jahre
Vorgeschichte mit Depression / depressive Verstimmung
Ich kannte Depressionen aus meiner Familie und von meinen Verwandten. In meinen Zwanzigern erlebte ich selber vereinzelte Phasen depressiver Verstimmung.
Anzeichen / Symptome meiner PPD
- Schlafstörung und chronische Müdigkeit
- Starke Stimmungsschwankungen
- Innere Unruhe und ständige Angespanntheit
- Reizbarkeit
- Starkes Grübeln
- Traurigkeit und häufiges Weinen
- Sozialer Rückzug
- Unsicherheit und Versagensgefühle als Mutter
- Schuldgefühle meinen Kindern und meinem Mann gegenüber
- Angst, die Kontrolle zu verlieren
Auslöser meiner PPD
Für mich nicht eindeutig zu sagen. War meine Erschöpfung ein Auslöser für die PPD oder war die Erschöpfung eine Folge der PPD?
Meine PPD in Kurzfassung
Als unser zweites Kind anfangs März 2020 geboren wurde, kam Covid und damit auch die Isolation aus dem gewohnten sozialen Umfeld. Unsere gut geplante Unterstützung fürs Wochenbett von Familie und Freunden fiel ins Wasser. Überraschenderweise ging es mir in der Anfangszeit mit unserer Neugeborenen und unserem Zweijährigen viel besser, als ich mir hätte vorstellen können. Nach einigen Monaten merkte ich allerdings, dass ich vermehrt erschöpft war und meine Batterien nicht mehr aufladen konnte. Auch dann nicht, wenn ich mir Zeitinseln im Alltag schaffte um mich zu regenerieren. Ich merkte, dass ich mich nicht mehr erholen und zu Kraft kommen konnte. Damals dachte ich nicht sofort an eine postpartale Depression, weil ich ehrlich gesagt nicht wusste, dass diese auch mehrere Monate nach der Geburt auftreten kann. Ich verspürte Antriebslosigkeit, eine grosse Leere und Gleichgültigkeit. Ich konnte keine Freude mehr empfinden, auch nicht wenn ich mit meinen Kindern zusammen war, und alles fühlte sich nur noch anstrengend an. Kleine alltägliche Aufgaben wurden bald zu einer unüberwindbaren Tätigkeit. Ich war gereizt und hatte unkontrollierte Wutausbrüche. Ich war schockiert über mich selber, da ich mich so gar nicht kannte. Ich schämte mich für mein Empfinden und Verhalten. Nach langer Zeit fand ich endlich die fachliche Unterstützung, die ich brauchte: Ein achtwöchiger Aufenthalt in der Mutter-Kind-Station in Affoltern. Das war ein schwieriger und doch notwendiger Schritt in meinem Heilungsprozess.
Reaktion meines Umfelds
Nach aussen versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen, da ich selber nicht genau erklären und verstehen konnte, was mit mir passierte. Aufgrund der Covid Restriktionen gelang mir der soziale Rückzug ganz gut. Meine engste Familie wusste, was mit mir los war und unterstütze mich, wo sie konnten.
Behandlung (Therapie)
Tanz- und Bewegungstherapie, Mutter-Kind-Station in Affoltern, Gesprächstherapie, psychiatrische Spitex, Shiatsu
Medikamente
Die medikamentöse Unterstützung machte einen deutlichen Unterschied bei mir aus.
Das hat mir wirklich geholfen
Die Körperarbeit bei meiner Tanz- und Bewegungstherapeutin, der Aufenthalt in der Mutter-Kind-Station, Zeit nur für mich (Selbstbestimmung), genug Schlaf, Austausch mit anderen betroffenen Müttern, für mich passende Psychiaterin und Gesprächstherapeutin
Meine Erkenntnis
Ich muss nicht alles mit Worten erklären können. Ich darf auf meinen Körper hören. Rückblickend hat er mir deutliche Zeichen gegeben, dass es mir nicht gut ging. Ich darf meine Grenzen wahren. Ich muss nichts alleine schaffen und darf Unterstützung holen. Ich bin nicht alleine.