Wir verwenden Cookies und Analysesoftware, um unsere Website möglichst benutzerfreundlich zu gestalten. Wenn Sie fortfahren, stimmen Sie der Verwendung dieser Services zu.

logo ppd

 

Evaluationsbericht

Im Rahmen einer Projektarbeit am Departement Gesundheit der Berner Fachhochschule wurde die IST-Situation von Behandlungsplätzen für psychisch erkrankte Mütter und ihre Kinder in der Schweiz erhoben. Speziell sollte dabei das Angebot und das Fachwissen der dort tätigen Fachpersonen im Bereich der Mutter-Kind-Beziehung abgefragt werden, um mögliche Versorgungslücken bei der stationären Behandlung zu identifizieren. Von 22 angefragten Institutionen, haben 15 Einrichtungen an der Erhebung teilgenommen.

Der Bericht, der im Februar 2024 veröffentlicht wurde, zeigt auf, dass in nur 7 von 26 Kantonen Mu-Ki-Plätze angeboten werden. Die Kantone Basel Stadt, Bern und Zürich ergeben zusammen 81% aller erhobenen Mu-Ki-Plätze. Davon befinden sich 43% im Kanton Zürich. Da es kein Monitoring zur Anfrage, Nutzung und Wartezeiten gibt, ist laut den Autorinnen unklar, ob das aktuelle Angebot den Bedarf deckt. Als weitere Zugangsbarrieren für die Angebote wird die psychische Stabilität/Instabilität beschrieben, betroffenen Frauen sollten sich im stationären Setting weitgehend im Umfang von 24/7 selbst um das Kind kümmern können. Weiter sind allfällige Selbstkosten ein Grund, den benötigten stationären Aufenthalt nicht zu absolvieren. 70% der psychiatrischen Kliniken erheben eine Tagespauschale von 50 CHF für das Kind, welche zu Lasten der Frau bzw. der Familie geht. Bei einer Aufenthaltsdauer von 6 Wochen beträgt der Selbstkostenanteil über CHF 2'000.

Obwohl bekannt ist, dass die Erkennung und Förderung der Mutter-Kind-Beziehung bei Frauen mit psychischen Erkrankungen von Bedeutung sind, weisen die Autorinnen durch die Interviews nach, dass es in den stationären Angeboten kaum geschultes Personal gibt, welches diese Einschätzung qualifiziert vornehmen könnte, noch ist eine standardisierte Erfassung der Mutter-Kind-Beziehung bekannt. Nur ein Drittel der stationären Angebote hat ein spezifisches Mutter-Kind-Therapieangebot. Lediglich 4 der befragten psychiatrischen Kliniken bieten spezifische Therapien zur Förderung der Mu-Ki-Beziehung an (z.B. Videoanalysen der Mu-Ki-Interaktion, Rebonding, Babymassage, Verhaltenstherapie mit dem Kind zusammen oder Interaktionstherapie). In den Mu-Ki-Institutionen wird die Beziehung in erster Linie durch die gemeinsame Zeit von Mutter und Kind gefördert. Nur zwei Institutionen bieten Mu-Ki-Interaktionstherapie oder Erste Emotionale Hilfe zur Bindungsförderung an.

Koller et. al. geben am Ende folgende Handlungsempfehlungen an:

  • Einführung eines Monitoring Systems (Anfragen, Wartezeiten, Aufnahmen) zur Erfassung des Bedarfes von stationären Mu-Ki- Angeboten in der Schweiz.
  • Einführung eines systematischen Screenings der Mutter-Kind- Beziehung zur Früherkennung.
  • Etablierung eines therapeutischen Angebotes zur Förderung und Stärkung der Mutter-Kind-Beziehung.
  • Weiterbildungsmöglichkeiten für Fachpersonen, die in dem Bereich arbeiten.
  • Definieren von Strategien für einen verbesserten Zugang und ein besseres Angebot für Frauen mit perinatalen psychischen Erkrankungen.

Den vollständigen Bericht finden Sie hier.